Salamitaktik by Ralf H. Dorweiler

Salamitaktik by Ralf H. Dorweiler

Autor:Ralf H. Dorweiler [Dorweiler, Ralf H.]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 3863582578
Herausgeber: Emons, H J
veröffentlicht: 2013-10-23T22:00:00+00:00


9

Mario hatte die Nase voll. Jetzt saßen sie schon seit einer halben Stunde im BMW gegenüber dem Haus, in dem dieser Schlaicher wohnte, und nichts passierte. Irfan war nach dem Einbruch zurück zum Birktalerhof gefahren und hatte sich mit Marios Notebook anderthalb Stunden in seinem Zimmer eingeschlossen. Als er wieder herauskam, hatte er Michael an die Hand genommen und war wie versprochen mit ihm zum Ballspielen nach draußen gegangen.

Mario hatte während der ganzen Zeit nicht einmal Lust auf einen Joint gehabt, und das wollte was heißen. Er war in die Scheune gegangen und hatte das Rollregal zur Seite geschoben, hinter dem sich die Metalltür in sein geheimes Reich befand. Darin war es taghell, obwohl es kein einziges Fenster gab. Das Licht stammte von Tageslichtlampen, die in langen Reihen an der Decke hingen. Ein paar silberfarbene Rohre verliefen über den auf Tischen angeordneten Pflanzreihen. Die dünnen waren für die Bewässerung da, die dicken für die Be- und Entlüftung. Die Pflanzen waren noch recht klein, sodass es noch nicht so stark roch, aber wenn die Blüten erst einmal kamen, würde die Luft hier drin reichen, um das ganze Wiesental wissen zu lassen, was er machte. Ein ausgeklügeltes Filtersystem ließ sie ohne den für Gras typischen »Geschmack« austreten.

Er hatte etwas lustlos die Pflanzen geprüft und die Bewässerung hochgeregelt, als es irgendwann an die Tür klopfte. »Maaariooo! Wir müssen faaahren!«, rief Michael. Mit dem »wir« hatte er einfach wiedergegeben, was Irfan ihm zu sagen aufgetragen hatte. Kurze Zeit später hatten Mario und Irfan zu Michaels Enttäuschung allein im BMW gesessen und sich auf den Weg nach Maulburg gemacht.

»Ich find’s nett, dass du mit Michael gespielt hast«, sagte Mario, um das scheinbar ewig währende Schweigen zu unterbrechen. Irfan starrte die ganze Zeit auf das schmutzig weiße Haus mit den grünen Fensterläden.

»Hmm«, gab er als Antwort zurück.

»Ich möchte nicht, dass meiner Familie etwas passiert.«

»Ja, ich weiß.«

»Vielleicht kann ich den Schaden ja abarbeiten. Ich meine, dann muss niemandem etwas passieren.«

Irfan schaute zu ihm rüber, gab aber keine Gefühlsregung von sich und sagte auch nichts dazu.

Ein paar Minuten später kam ein Wagen an, der in den Hinterhof des Anwesens fuhr.

Kurz darauf erschienen ein Mann mittleren Alters und ein jüngerer, dicklicher Typ. Beide schauten kurz in ihre Richtung, gingen dann aber die paar Stufen zur Tür hoch, und der Ältere schloss auf. Mario hatte das Gefühl, den anderen schon einmal gesehen zu haben, aber er konnte ihn nicht zuordnen. Sein Gesicht hatte er nur für den Bruchteil einer Sekunde erkennen können, weil Irfans Kopf im entscheidenden Moment in sein Blickfeld gerückt war, als dieser sich umdrehte und sagte: »Das ist er. Der Ältere.«

»Woher willst du das wissen?«

»Ich habe Bilder von ihm im Internet gesehen.«

Es dauerte nur eine halbe Minute, bis in den obersten Fenstern unter dem Dach ein Lichtschein anzeigte, dass dieser Schlaicher wohl dort wohnte.

»Und jetzt? Gehen wir rein?«, fragte Mario.

»Ich würde ihn mir lieber vornehmen, wenn er allein ist«, antwortete Irfan.

Kurz darauf hielt noch ein Wagen an dem Haus, ein kleiner Peugeot, aus dem zwei wirklich gut aussehende Frauen stiegen.



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